ASIEN - Vietnam

wir haben es geschafft!

12.Februar 2020

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wir haben es geschafft!

12.Februar 2020

Nach der Verabschiedung von unseren Eltern sind wir nach monatelanger Planung endlich in den Flieger gestiegen! Wir hatten Glück, dass die Maschine bei dem Unwetter überhaupt abgehoben ist. Delia hat ihre große Flugangst gut im Griff gehabt, sodass keine Angsttränen geflossen sind. Die Vorfreude auf das, was noch kommen wird, aber auch die zahlreichen Abschiede der letzten Tage, waren wohl zu viel für sie.

Der Aufenthalt in Moskau war eine stressige Angelegenheit. Wir hatten nur einen Zwischenaufenthalt von einer Stunde. Also hieß es die Ärmel hochzukrempeln und uns durch die erneuten Sicherheitskontrollen durchzuboxen. Natürlich sind wir nach etlichen Sprints durch den großen und unübersichtlichen Flughafen die letzten beim Check-In gewesen.

Nach über acht Stunden haben wir dann endlich Hanoi erreicht. Visum und Gepäck schnell abholen und dann waren wir am Ziel unserer Träume!

Was wir dann aber sahen, hörten und rochen war eine komplette Reizüberflutung unserer Sinnesorgane. Wir kannten Vietnam natürlich von vielen Reiseberichten und Erzählungen, aber wenn man dann vor Ort und mittendrin ist, ist man sprachlos. Diese Stadt ist ein Ort der Extreme…

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reizüberflutung aller sinne

15.Februar 2020

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reizüberflutung aller sinne

15.Februar 2020

Am Tag der Ankunft waren wir am Abend noch auf der Suche nach Essen. Das Ganze hat sich allerdings als ein sehr schwieriges Unterfangen herausgestellt. Wir waren noch vom Flug sehr übermüdet und die Straßen von Hanoi haben uns komplett überfordert.  

Das Leben in Hanoi spielt sich überwiegend auf der Straße ab. Die knapp 8 Millionen Einwohner tummeln sich in der engen und kleinen Altstadt und sorgen dafür, dass man als Tourist nicht mehr weiß, wo oben und unten ist – man sieht jedem Nicht-Asiaten an, dass er überfordert ist. Delia und ich kommen aus einer Großstadt, doch diese Bilder von Hanoi werden uns bestimmt nicht mehr loslassen! Wir wussten oft nicht, ob die Menschen an den Straßenrändern Essen verkaufen oder es nur für sich und ihre Familien zubereiten. An jeder Ecke dreht es sich um Nahrung in allen Variationen. Man sieht rohes Fleisch, unbekanntes Obst und Gemüse, viele verschiedene Arten von Suppen, etc. Wir waren von dieser Vielfalt sehr beeindruckt und doch wussten wir nicht, ob wir überhaupt zugreifen sollten oder nicht.

Auf der Suche nach Essen muss man als Europäer wohl ein wenig über die Hygiene in den Straßen von Hanoi hinwegsehen. Die Zubereitung geschieht am selben Ort, wie die Einnahme, die Reinigung des Geschirrs und auch das Entsorgen von Speiseresten. Als Mitteleuropäer ist man diesen Standard wohl eher nicht gewohnt. Das Essen sieht an sich sehr lecker aus, doch leider hat das ganze Drumherum dazu geführt, dass wir eine halbe Ewigkeit nach einer Lokalität an der Straßenecke gesucht haben. Schließlich haben wir einen netten Unterstand gefunden und konnten mit Hilfe der Bilder in der Karte unser Essen aussuchen. Auf netten Bildern waren alle Speisen abgebildet. Natürlich haben wir zum Anfang ein paar Sachen bestellt, die wir schon kannten. Es gab eine Suppe, eine Form von Frühlingsrollen, Reis und Bier. Geschmacklich war unser Abendbrot sehr gut und wir sind satt geworden. Eigentlich wollten wir anschließend für unser Essen zahlen, doch der junge Vietnamese meinte, dass er uns für diese kleine Portion nichts berechnen wird. Hmmm…wir haben schon beim Essen gemerkt, dass unser Tisch an Essen nicht so viel zu bieten hat, wie alle anderen Tische. Dass wir allerdings so aus dem Raster fallen, war uns nicht bewusst. Satt und voller neuer Eindrücke sind wir zum Hotel zurück und mussten die letzten 24 Stunden erstmal Revue passieren lassen.

Ursprünglich hatten wir für vier Nächte ein Hotel in Hanoi gebucht. Leider sind wir schon nach zwei Tagen weitergezogen. Wir haben wohl das falsche Hotel, das falsche Wetter und die falsche Gegend für uns gewählt und unglücklicherweise sind wir beide mittlerweile gesundheitlich etwas angeschlagen.

Trotzdem konnten wir in Hanoi sehr viele Eindrücke gewinnen. Die Menschen sind allesamt sehr nett, gepflegt und höflich. Doch der Eindruck des ersten Tages hat sich wie ein roter Faden durchgezogen. Die Stadt ist laut, chaotisch, dreckig, bunt, vielseitig und was einem sonst noch so an tollen Adjektiven einfällt – Hanoi ist alles, nur nicht langweilig! Leider sind wir wohl zu einer ungünstigen Zeit angereist. Zu der ohnehin schon schlechten Luft in Hanoi, haben wir seit Tag eins eine relative Luftfeuchtigkeit von annähernd 100%. Zusätzlich regnet es jeden Tag sehr viel, was dazu geführt hat, dass unsere Klamotten nicht mehr trockneten. Leider konnten wir uns auch nicht in unser Hotelzimmer zurückziehen, denn dort erging es uns nicht besser. Im Bad fehlten ein Duschvorhang und ein Fenster, sodass die Feuchtigkeit ungehindert in unser Zimmer eindrang. Wir lagen also abends in unseren feuchten Klamotten, in unseren feuchten Schlafsäcken, in einem mit schimmelbedecktem feuchtem Zimmer. Das war zu viel für uns!

So haben wir uns natürlich nicht den Start unserer großen Reise vorgestellt. Wir haben nach Abenteuer gesucht und haben noch mehr bekommen! Nächster Aufenthalt: Halong-Bucht.

Besondere Grüße gehen an: Kerstin, Sven und Kevin!

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Auskurieren an der halong bucht

18.Februar 2020

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Auskurieren an der halong bucht

18.Februar 2020

Nachdem wir Hanoi mit dem Bus verlassen haben, hat sich das Landschaftsbild geändert. Reisfelder, Bananenbäume und auch Industrieflächen säumten unseren Weg Richtung Küste. Was sich jedoch nicht geändert hat, war das Wetter. Die Luftfeuchtigkeit war genauso hoch wie in Hanoi und auch der Regen hat uns begleitet. Die Gegend um Halong ist ein kompletter Kontrast zur Hauptstadt. Alles hier ist sehr touristisch angelegt und hübsch gemacht.  

Nach unserer Ankunft beschlich uns das komische Gefühl, als ob man nur für uns Tür und Tor geöffnet hat. Im Hotel sind wir seit unserer Ankunft die einzigen Gäste und auch auf den Straßen fallen wir unter all den Vietnamesen auf. Die Hotels reihen sich wie eine Perlenkette aneinander und alles wartet anscheinend nur darauf, dass die Saison losgeht. Am Anfang haben wir uns etwas komisch und fremd gefühlt, doch mittlerweile wissen wir die Vorzüge der wenigen Touristen zu schätzen. Im Hotel dreht sich der Tagesablauf der Angestellten rein um unser Wohl und uns wird jeder Wunsch von den Augen abgelesen. Das ist auch mal eine nette Erfahrung, die wir in unserer derzeitigen Situation gerne in Anspruch nehmen. Delia und ich sind seit ein paar Tagen gesundheitlich angeschlagen und so machen wir aktuell nicht viel, außer Kraft sammeln und unsere neu erstandenen Mopeds für die große Fahrt vorzubereiten. Es gibt in der Halong Bucht anscheinend nicht viele Touristen, die mit solchen Mopeds das ganze Land erkunden wollen und so haben wir bisher viel Gelächter auf uns gezogen. Aber unser Motto: mit dem Auto kann jeder, mit dem Moped nur die Abenteurer!

Natürlich waren wir seit unserer Ankunft nicht komplett untätig, sondern haben einen Ausflug mit einem Touristenboot zu den Kalksteinfelsen unternommen. Die rund 2.000 Felsen in der Halong Bucht sind weltberühmt und ragen zum Teil mehrere hundert Meter aus dem Wasser. Die Gegend gehört zum UNESCO Weltnaturerbe und ist für fast jeden Vietnam-Reisenden ein Punkt auf der To-do-Liste. Die Bootsfahrt ist natürlich von vorne bis hinten durchgeplant und sehr kommerziell ausgelegt. Aber solche Naturwunder hat man natürlich nicht für sich allein und selbst in dieser ruhigen Zeit waren zahlreiche Boote auf dem Meer.

Der Ausflug war sehr schön, obwohl das Wetter wieder einmal nicht mitgespielt hat und wir viel Regen an dem Tag hatten. Jedoch hatte das Wetter eine eigene mystische Stimmung hervorgebracht, sodass die Regenwald bedeckten Kalksteinfelsen ein tolles Erlebnis waren. Wie bereits erwähnt, war der Tag sehr gut durch den Veranstalter geplant. Zusätzlich zum sehr leckeren Mittagessen auf dem Boot, hatten wir die Möglichkeit mit einem Kajak die Gegend auf eigene Faust zu erkunden. Auf unserer Erkundungstour sind wir natürlich fast gekentert. Aber nicht, weil wir unfähig sind zu paddeln, sondern weil zwei Koreaner mit ihrem Kajak dachten, dass man doch einfach mal die Natur genießen kann, ohne auf den Verkehr im Meer zu achten. Von diesem Vorfall haben wir uns schnell erholt, sodass wir noch eine schöne Zeit hatten. Der Ausflug war definitiv eine Erfahrung wert. Wir haben Affen auf einer Insel gesehen, gut gegessen, waren Kajakfahren und haben eine große Tropfsteinhöhle besichtigt.

Bald werden wir Richtung Norden in den Distrikt Ha Giang weiterziehen und zur chinesischen Grenze aufbrechen – die Grenze werden wir aber aufgrund der aktuellen Geschehnisse nicht überqueren.

Besondere Grüße gehen an: Bettina, Svea und Thorsten

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auf ins Hochland von Nordvietnam

25.Februar 2020

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auf ins hochland von nordvietnam

25.Februar 2020

Am 22.02.2020 war es dann endlich soweit und die Reise in den Norden konnte starten. Es war für Delia und mich ein komisches Gefühl unsere Unterkunft der letzten acht Tage zu verlassen. Wir haben uns sehr an unsere Gastgeber gewöhnt und sie sich auch an uns, das Gefühl beschlich uns jedenfalls beim Abschied. Die Zeit an der Ha Long Bucht war geprägt durch Regeneration, Erholung und Auffüllen unserer Energiespeicher. Die Strapazen der letzten Wochen in Deutschland sind wohl doch nicht spurlos an uns vorübergegangen. Mit dem Hotelbesitzer waren wir schließlich noch im Krankenhaus, um Delias Gesundheitszustand abzuchecken. Zum Glück hat sie nur eine Grippe, die jedoch mit vielen unbekannten Medikamenten behandelt werden muss.   

Am besagten Abreisetag haben wir unsere Sportroller Abmarschbereit gemacht und sind dann gegen Mittag aufgebrochen. Es war für uns beide ein ungewohntes Gefühl, die touristische Gegend der Ha Long Bucht zu verlassen und in die ländlichen Gegenden aufzubrechen. Jedoch haben wir uns schnell an unsere neue Umgebung gewöhnt.

Wir sind seit mittlerweile vier Tagen unterwegs und von der Landschaft sehr beeindruckt. Die Gegend am Südchinesischen Meer war noch geprägt durch Flachland und kleinen Städten, die sich an den Straßen angesiedelt haben. Schnell sind wir jedoch in bergige Regionen und eine andere Welt vorgedrungen. Um uns herum ist es komplett grün und tropisch. Das Leben in den Bergen ist ein komplett anderes, als wir es aus Deutschland und bisherigen Urlaubsgebieten kennen. Oft erinnert mich das Leben in Vietnam an Afghanistan. Den Menschen geht es gut und man sieht oft ein Lächeln im Gesicht. Es scheint ein einfaches, aber erfülltes Leben ohne viel Schnickschnack zu sein.  Es fühlt sich manchmal an, als ob man eine Zeitreise unternimmt. Auf jedem noch so kleinen Hügel versuchen die Vietnamesen die Fläche für Landwirtschaft zu nutzen. Angebaut wird überwiegend Reis, aber auch Zuckerroh, Obst, Gemüse, Kaffee und Tee. Dazu benutzen die Bauern sehr einfache und manuelle Geräte, um das Land zu bestellen. Fortschrittliche und vor allem große Geräte sieht man in den Bergregionen kaum. Der komplette Kontrast zum einfachen Landleben zeigt sich dann wieder, wenn der Bauer seine Wasserbüffel vor sich hertreibt und gleichzeitig mit seinem Handy spielt. Diese Szenerie scheint manchmal sehr surreal, doch das Handy findet selbst in den letzten Winkeln des Landes seinen Platz.

Doch nicht nur unsere Augen sind beeindruckt von der Vielfalt, sondern auch unser Geruchssinn. Wir haben das Gefühl, als wenn es hinter jeder Ecke anders riecht. Aufgrund der nicht vorhandenen Müllabfuhr in den ländlichen Regionen, verbrennen die Menschen so ziemlich alles, was sie nicht mehr brauchen. Ein anderes Mal peitscht uns der Ekel, wenn in einem Dorf totes Tier an der Straßenecke zum Verkauf angeboten wird und der Verwesungsprozess schon langsam einsetzt. Oftmals sind wir jedoch gespannt, was auf uns als nächstes zukommt. Vor einigen Tagen sind wir durch abgelegene Bergdörfer gefahren, wo an den Straßenseiten groß ausgelegte Planen lagen auf denen Anis getrocknet wurde. Der Geruch war so intensiv und süßlich, wie wir es noch nie zuvor gerochen haben. Wir werden natürlich nicht jeden Tag mit dem Duft von Anis konfrontiert, aber als Absinth-Trinker ist uns der Geruch geläufig. Jedenfalls ist uns dieses süßliche Aroma am Abend in unserer Unterkunft wieder begegnet, denn neben unserem bescheidenen Etablissement hat ein Bauer Anis getrocknet. Der Geruch ist so intensiv und irgendwie auch angenehm, dass eine leichte halluzinogene Wirkung einsetzte. Benebelt von dieser Geruchswelt sind wir zufrieden und glücklich zu Bett gegangen.

Nach vielen Stunden Moped-Fahren befinden wir uns aktuell im Ba-Be-Nationalpark. In den letzten Tagen sind wir ca. 370 Kilometer gefahren, was nicht viel klingt. Doch sind wir fast von morgens bis abends auf unseren Rollern und fahren Bergauf-Bergab und genießen die schöne Landschaft. Über das Thema Rollerfahren und Verkehr in Vietnam könnten wir schon jetzt ein eigenes Kapitel schreiben. Gespannt auf weitere Abenteuer auf den anarchistischen Straßen Vietnams, berichten wir ausführlich in den nächsten Beiträgen.

Besondere Grüße gehen an: Thekla, Kerim, Kira und Lara

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Ein wechselbad der gefühle

03.März 2020

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ein wechselbad der gefühle

03.März 2020

Im Nationalpark Ba Be haben wir nun vollständig unsere Akkus aufgeladen und uns geistig und moralisch auf die Hochebene vorbereitet. Im Norden wollen wir für ein 1 – 2 Wochen bleiben und in die wunderschöne Landschaft eintauchen. Auf dem Weg Richtung chinesische Grenze ging es auf Landstraßen und vielen Serpentinen für viele Kilometer durch die dicht bewachsende Hügellandschaft von Vietnam. Die Fahrt durch ländliche Regionen und das Gefühl von Freiheit mit den eigenen Mopeds unterwegs zu sein, ist nach wie vor das, wonach wir uns bereits bei unserer Vorbereitung auf die Reise gesehnt haben. Die Natur entschädigt für all die durchwachsenden Erlebnisse, mit denen wir leider täglich konfrontiert werden.

Unglaublich traurig zu sehen ist, wie die Bevölkerung mit dem Thema Umweltschutz umgeht. Die schöne Landschaft wird unglücklicherweise immer wieder unterbrochen durch viel Müll, der an den Straßenrändern liegt, aber auch in Flüsse und Seen entsorgt wird. Wir halten oft während unserer Fahrt Richtung Norden am Straßenrand und genießen die Szenerie, jedoch darf man nicht zu genau und detailliert hinschauen. Die Menschen entsorgen wirklich alles, was nicht niet- und nagelfest ist in die Natur. Oft nehmen wir diese Verschmutzung mit viel Trauer und Bestürzung wahr. Wir müssen uns disziplinieren, damit wir nicht genauso achtlos mit unserer Umwelt umgehen, wie die Vietnamesen. Was manchmal gar nicht so einfach ist, denn an öffentlichen Mülleimern mangelt es hier zum Beispiel gewaltig.

Was die Vietnamesen beim Thema Umweltschutz nicht sehr genau nehmen, verhält sich beim Covid-19 Fall ganz anders. In Vorbereitung auf die Reise haben wir von der tollen Gastfreundschaft der Vietnamesen gehört, leider können wir dieses Verhalten nach drei Wochen nicht immer bestätigen. Viele Menschen sind uns freundlich gesinnt und empfangen uns mit offenen Armen. Leider gibt es aber auch Menschen, egal ob in der Stadt oder auf dem Lande, die uns mit Skepsis begutachten und nichts mit uns zu tun haben möchten. Einmal wurden wir an einem Fastfood-Stand an einer Straßenecke nicht bedient und weggeschickt. Als wir bei einem Hotelbesitzer nach dem Verhalten nachgefragt haben, erzählte er uns, dass die Menschen große Angst vor dem Virus haben und einhergehend damit vor Touristen. Jeder fremde Mensch ist ein potenzielles Risiko für sich und die eigene Familie und könnte das Virus somit weitergeben. Delias anfängliche Erkältung hat die Abneigung uns gegenüber nicht besser gemacht, sondern dazu geführt, dass die Einheimischen ihre Atemmasken noch höher ins Gesicht gezogen haben. Täglich werden wir mit dem Corona-Virus konfrontiert, was uns insbesondere dann stark auffällt, wenn wir wieder mal die einzigen Gäste in einer Unterkunft sind. Die Tourismusbranche muss gefühlt fast komplett zum Erliegen gekommen sein. Manchmal sehen wir selbst in touristischen Gegenden für Tage keine Ausländer. Auf der einen Seite ist es angenehm, wenn man sich die Unterkunft aussuchen kann. Auf der anderen Seite beschleicht einem täglich ein komisches Gefühl. Die allgemeine Lage ist dennoch ruhig und stabil in Vietnam, weshalb wir auch relativ gelassen mit dem Thema umgehen.

Alles andere als stabil sind unsere Unterkünfte aktuell. Auch hier erleben wir ein ständiges Auf und Ab. Wenn wir lange Tagestouren mit unseren Bikes zurücklegen, suchen wir uns abends spontan eine Unterkunft. Wenn wir jedoch länger an einem Ort bleiben möchten, dann informieren wir uns vorher über Hotels in der Gegend. Wir variieren hierbei, um unser Budget in Vietnam gering zu halten und weil wir nicht immer wissen, wie lange wir am Tag fahren werden. Angemerkt werden muss, dass eine teure Unterkunft bisher nicht mehr als 16 € die Nacht gekostet hat – also eigentlich ein Witz. Bei unseren spontanen Unterkünften erleben wir jedoch die skurrilsten Dinge, über die wir noch Tage später lachen können. Erst vor kurzem haben wir uns eines Abends eine Unterkunft in dem Dorf Bac Kan gesucht. In dem Ort haben wir dann auch gleich die erste und auch einzige Unterkunft genommen. Ich muss nicht erwähnen, dass das die mit Abstand schlechteste Unterkunft unseres Lebens war. Was dann jedoch in der Nacht passiert ist, habe ich nur durch Delia erfahren. Der Umstand, dass das Hotel gleichzeitig eine Karaoke-Bar besaß, veranlasste mich dazu, beim Einschlafen meinen Gehörschutz tief in meine Ohren zu stecken. Delia berichtete am nächsten Morgen folgendes: Bereits am frühen Abend, als wir schon im Bett lagen, sind Kinder durch das leere Hotel gerannt und haben gespielt und getobt, wie von der Tarantel gestochen. Nach einigen Stunden wurden die Kinder abgelöst durch Jugendliche, die die Karaoke-Bar betraten und ihre vietnamesischen Volkslieder ins Mikrofon geschrien haben. Irgendwann ist Delia eingeschlafen, jedoch nur für einen kurzen Augenblick. Denn was die Menschen können, können die hiesigen Hunde doch auch. Ab Mitternacht gab in Bac Kan die Tierwelt den Ton an. Die Hunde jaulten so laut und grässlich, dass Delia Angst bekam und sich nun auch gezwungen sah ihren Gehörschutz zu nehmen. Leider war der wohl nicht tief genug drin, sodass sie das Schauspiel weiterverfolgen konnte. Ab ca. 03:30 Uhr reihte sich die nächste Tierart in den Chor mit ein – die Hühner. Die innere Uhr von den Hühnern muss in dieser Nacht wohl etwas durcheinandergekommen sein. Zusammen mit den Hunden liefen beide Parteien zur Höchstform auf und sangen um die Wette bis zum Morgengrauen. Ich war dank meiner Ohrenstöpsel fit am nächsten Morgen, Delia leider nicht – aber um eine Erfahrung reicher!

Aktuell dreht sich unsere große Reise gar nicht so sehr um schöne Ausflüge oder Sehenswürdigkeiten, sondern wir erleben spannende Dinge beim Moped fahren, bei der Hotelauswahl, im Umgang mit dem Corona-Virus, bei der Auswahl des Essens, etc. Vieles ist neu und ungewohnt für uns beide, doch wir gewöhnen uns immer mehr an unser neues Leben und möchten die gemachten Erfahrungen auch nicht missen. Es ist ein Abenteuer, was nicht verwechselt werden darf mit einem dreiwöchigen Urlaub.

Besondere Grüße gehen an: Henning und Paul